Wer im Ausland ist, macht sich kaum noch Gedanken über seine Telefonkosten. Das verdanken wir “Roam like at home”, einer EU-Verordnung vom Juni 2017. Sie sorgt dafür, dass Menschen ihr Smartphone innerhalb der EU so nutzen können, als ob sie zuhause wären. “Das war ein großartiger Fortschritt für ein geeintes Europa”, sagt der Grünen-Europaabgeordnete Niklas Nienaß. “Leider gibt es noch einen großen Haken, der vielen Menschen nicht bewusst ist.”
Über genau diesen Haken verhandelt Nienaß im Trilog zwischen Parlament, Kommission und dem Rat am Donnerstag. Der Haken an einem Beispiel erklärt: Paula reist von Deutschland in den Urlaub nach Spanien. Dort angekommen, ruft sie gleich begeistert ihre lieben Menschen in Deutschland an. Kein Problem, Roam like at home. Paula hat eine Flatrate im Vertrag, damit sind die Telefonkosten hier wie auch zuhause schon abgedeckt.
Und plötzlich zahlt man drauf
Nun möchte Paula in ihrem Urlaub aber typisch spanisch essen gehen und reserviert telefonisch einen Tisch in einem Restaurant. Plötzlich zahlt sie drauf, ebenso wenn sie Hotels oder Behörden vor Ort anruft. “Dieser Fall ist im Roaming nicht abgedeckt”, warnt Nienaß. “Wenn man mit seinem Anruf in einer Warteschleife landet, kann das eine echte Telefonkosten-Falle sein.”
Betroffen sind neben Urlaubenden auch Geschäftsreisende, wenn sie sich im Ausland aufhalten. Es betreffe nicht die Vielzahl der Mobilfunknutzer, gibt Nienaß zu. “Aber die Menschen, die davon betroffen sind, erwischt es zum Teil kalt – sie rechnen nicht mit Mehrkosten.” Durch die EU-Verordnung fallen maximal 19 Cent pro Minute an. Bei längeren Gesprächen droht eine Telefonkosten-Falle.
Verhandlungen sind Teil eines riesigen Pakets
Aus Sicht von Nienaß geht es aber um mehr als um die Kosten. “Wir wollen ein geeintes Europa, das gilt auch für das Telefonieren. In diesem Bereich sollen die letzten Hürden für EU-Bürgerinnen und EU-Bürger fallen. Dafür setze ich mich in den Verhandlungen ein.” Nienaß begleitet die Verhandlungen als Mitglied des Ausschusses für Industrie, Forschung und Energie (ITRE).
Die Roaming-Frage wird im Rahmen der Gigabit-Infrastrukturverordnung verhandelt. “Das ist ein riesiges Paket, das sich mit Kommunikationsinfrastruktur und Breitbandausbau beschäftigt”, erklärt Nienaß. “Doch manchmal kommt es gerade auf die vermeintlichen Kleinigkeiten an, um Verbesserungen für EU-Bürgerinnen und EU-Bürger zu erreichen.”