Raumfahrt: Die Zukunft der Internationalen Kooperation

Foto: NASA (public domain)

Technologische Unabhängigkeit bedeutet nicht Abschottung und Isolation. Die großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts können wir nur gemeinsam lösen.

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat Auswirkungen auch auf die internationale Kooperation in der Raumfahrt. Eine Fortführung der Zusammenarbeit mit der russischen Weltraumagentur Roskosmos scheint derzeit denkbar fraglich.

Harte Sanktionen gegen den russischen Staat und seine Profiteure sind richtig und notwendig. Sie sind auch in der Raumfahrt nicht zu umgehen. Der Chef der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos, Dmitri Rogosin, hat durch sein Verhalten das Vertrauensverhältnis beschädigt.

In dieser Dynamik gewinnt das Projekt Strategische Autonomie eine neue Dringlichkeit. Die technologische Unabhängigkeit Europas muss dabei durch multilaterale Bemühungen auf politischer Ebene begleitet werden.

Europäische Launcher und Satelliten

Der kurzfristige Ausfall der Sojus-Rakete für OneWeb unterstreicht, dass Europa bessere eigene Launcher braucht. Sie müssen kosteneffizient und nachhaltig sein. Die Notwendigkeit für eine europäische Megakonstellation wurde in den ersten Kriegswochen gleich doppelt deutlich.

Zum einen durch den mutmaßlich russischen Cyberangriff auf Viasat-Satelliten und den dadurch bedingten Ausfall deutscher Windkrafträder — hier ist kritische europäische Infrastruktur Kollateralschaden in einem internationalen Konflikt geworden.

Zum anderen durch den Einsatz von Starlink-Satelliten in der Ukraine. Es ist begrüßenswert, wenn Elon Musk die Ukraine mit seinen Diensten unterstützt. Doch eine demokratische Regierung in Not sollte nicht auf das Wohlwollen von Einzelpersonen angewiesen sein. Wir brauchen satellitengestütztes Internet in öffentlicher Hand.

Multilaterale Weltraum-Diplomatie

Strategische Autonomie bedeutet, dass Europa in der Lage ist, einen eigenen Zugang zum Weltraum zu erhalten und seine kritische Infrastruktur zu sichern. Europa muss essentielle Missionen mit eigenem Know-How bestreiten können. Diese technologische Unabhängigkeit ist aber nicht gleichbedeutend mit politischer Abschottung und Isolation.

Die größten Herausforderungen der Gegenwart — von Weltraumschrott bis Klimawandel — lassen sich gerade nicht autonom lösen. Eine Lösung kann ausschließlich gemeinsam erreicht werden. Zusammenarbeit ist hier keine Frage des Wollens, sondern des Müssens.

Heute, wo die technologische Kooperation im Weltraum immer mehr in Frage gestellt wird, wird eine internationale politische Diskussion der Raumfahrt umso wichtiger. Das Projekt Strategische Autonomie muss flankiert werden mit einer multilateralen Weltraum-Diplomatie.

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