Es darf keinen entfesselten Weltraum-Kapitalismus geben

Im Juni war ich zu Besuch bei Sierra Space. Das Unternehmen mit Sitz in Denver, Colorado ist vor allem für seinen Dream Chaser bekannt. Ein Raumgleiter, der ein wenig aussieht wie ein kleines Shuttle und der Menschen schon bald ins All bringen soll. Im Fokus meines Besuches stand aber ein anderes Thema. Das Unternehmen — ein Spin-Off der Rüstungsfirma Sierra Nevada Corporation — arbeitet auch an einer privaten Raumstation. Und zwar gemeinsam mit Amazon-Gründer Jeff Bezos. Sie wollen, sagten sie mir, der größte „Immobilienentwickler“ im Orbit werden. Entstehen soll eine Art Science- bzw. Businesspark im All, in dem sich Unternehmen, vor allem aus der Pharmaindustrie, einmieten und Forschungsarbeit betreiben sollen. Denn in der Schwerelosigkeit lassen sich Experimente machen, die auf der Erde nicht möglich sind. 

Kurz gesagt präsentierte man mir also: Ein Rüstungsunternehmen, das gemeinsame Sache mit dem Amazon-Gründer macht, um eine private Forschungsstation für Pharmaunternehmen im All zu bauen. 

Das Projekt hat mir noch einmal deutlich vor Augen geführt, warum wir dringend eine bessere Regulierung für den Weltraum brauchen. Einige der mächtigsten Unternehmen der Welt stehen mit gigantischen Projekten in den Startlöchern. Wer aber wacht darüber, was da oben getrieben wird? Wer schon einmal von Arbeitsbedingungen in einem Amazon-Warenlager gelesen hat, dem muss mulmig werden, wenn derselbe Unternehmer nun Raumstationen plant.

Auf meiner USA-Reise habe ich aber auch eine Vielzahl von kleineren, innovativen und sympathischen Firmen kennengelernt. So zum Beispiel Astroscale, die gerade dabei sind, Roboter zu entwickeln, die im Orbit Weltraumschrott bergen und Satelliten reparieren können. Oder Nanoracks, die ganz ohne megalomanische Phantasien des Amazon-Gründers an privaten Raumstationen arbeiten. 

Die Raumfahrt hält für uns als Menschheit großartige Chancen bereit. Die Bilder vom James Webb Teleskop, die diese Woche um die Welt gingen, haben uns wieder einmal gezeigt, wofür wir das alles machen — um die Geheimnisse unseres Universums zu entschlüsseln! 

Privatwirtschaftliche Unternehmen können uns dabei helfen. Sie machen Raumfahrt effizienter, billiger, innovativer. Insbesondere große Player bringen Kapital mit, das Innovation vorantreibt. Aber der Weltraum darf nicht zum Wilden Westen werden, indem Firmen wie Amazon weitestgehend ohne Regulierung agieren. Auch dürfen wir die Raumfahrt nicht einigen wenigen Riesen überlassen, die übermächtige Monopole bilden.

Wir dürfen eines nicht aus den Augen verlieren: In der Raumfahrt soll es darum gehen, Forschung zu betreiben und das Leben auf der Erde für ihre Bewohner*innen besser zu machen. Nicht nur darum, Geld zu verdienen. 

Es darf keinen entfesselten Weltraum-Kapitalismus geben. Ich will keine Amazon-Rüstungs-Pharma-Raumfahrt — ich will eine Raumfahrt im Dienste der Menschheit und unserem Planeten!

Was machen wir mit unserem Weltraumschrott?

Eine Kollision mit einer herumfliegenden Schraube hat im Weltraum die Sprengkraft einer Handgranate. Und es gibt tote Satelliten im All, die sind so groß wie Busse! Im Orbit wird es immer voller. Ausrangierte Satelliten und losgesprengte Teile könnten eines Tages den Weg ins All blockieren. Mit dem Deutschlandfunk Kultur habe ich über das Thema Weltraumschrott gesprochen –…

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Podcast-Folge 2: Das Ende der Zivilisation

Flugzeuge stürzen ab, das Internet fällt aus und Lebensmittel werden knapp. Was klingt wie aus dem Drehbuch eines Weltuntergangsfilms, könnte leider Realität werden. In der zweiten Folge von “Einfach Europa” schauen Niklas Nienaß und Sebastian Raviol in den Weltraum. Dort können Schrott und das Kessler-Syndrom für massive Problem auf der Erde sorgen. Weltraumpolitiker Niklas erklärt,…

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