Das Weltraumjahr 2022

Das Weltraumjahr 2022 markiert einen Meilenstein in der Raumfahrtgeschichte. Kurz vor Weihnachten ist es Zeit, einen Blick zurück zu werfen.

Vor ziemlich genau einem Jahr erlebten wir einen ganz besonderen Launch in Kourou: nach rund 30-jähriger Entwicklungszeit flog das James-Webb-Teleskop auf einer Ariane 5 in den Himmel. Ein halbes Jahr später faszinierten die ersten Aufnahmen die ganze Welt.

Vor wenigen Wochen erlebten wir dann die erfolgreiche erste Testmission des Artemis-Programms. Nicht nur gelangte zum ersten Mal seit 1972 wieder ein Raumschiff in die Nähe des Mondes — nein, mit dem Raumschiff Orion kamen wir dabei weiter weg von der Erde als jemals zuvor. Mit dem Europäischen Servicemodul ESM lieferte die ESA dabei das Herzstück.

Das Jahr 2022 markiert einen Meilenstein in der Raumfahrtgeschichte. Wir stehen vor einem neuen Zeitalter der Entdeckungen. Dabei können wir uns auf innovative und leistungsfähige Agenturen verlassen. NASA und ESA zeigen in ihrer erfolgreicher Partnerschaft, um was es in der Raumfahrt wirklich geht: Den Geheimnissen unseres Universums auf den Grund gehen.

Es freut mich, dass die europäischen Regierungen dem gesellschaftlichen Stellenwert der Raumfahrt zunehmend wieder Rechnung tragen. Auf dem letzten Ministerrat konnte eine deutliche Erhöhung des ESA-Budgets erreicht werden. Vereinbart wurde ein Dreijahresetat von 16,9 Milliarden Euro. Das ist viel Geld — doch liegt der Betrag trotzdem unter den von der ESA veranschlagten 18,5 Milliarden und weit unter dem, was etwa die amerikanische Regierung in die NASA investiert.

Ich werde mich weiter für eine Erhöhung der Ausgaben einsetzen. Eine handlungsfähige ESA ist unverzichtbar — gerade in Zeiten zunehmender internationaler Spannungen. Europäische Werte brauchen auch im Weltraum eine starke Stimme.

Die wachsende Bedeutung der Raumfahrt zeigt sich auch darin, dass die Europäische Union mit IRIS² eine neue Satellitenkonstellation auf den Weg bringen wird. Der finale Beschluss wird sich noch ins nächste Jahr ziehen. Doch wir haben eine Einigung erreicht, die den Fokus neben der sicheren Kommunikation vor allem darauf legt, ein Internetangebot zur Verfügung zu stellen, das in abgelegenen Regionen und als Back-Up zu terrestrischen Verbindungen genutzt werden kann.

Vor allem soll durch IRIS² aber auch die europäische Weltraumindustrie ausgebaut werden. Denn kleine Unternehmen und Start-Ups werden in besonderem Maße in die Produktionskette einbezogen.

Leider hat sich im vergangenen Jahr auch gezeigt, dass der Weltraum zunehmend zum Schauplatz von Konflikten wird. Der Krieg in der Ukraine ist auch ein Satelliten-Krieg. Erwartungsgemäß haben wir in diesem Jahr tausende von neuen Schrottteilen im Orbit registriert, die auf den russischen ASAT-Test im November 2021 zurückzuführen sind.

Schließlich wird 2022 auch als das Jahr in die Geschichte eingehen, in dem erstmals mehr als 2000 Satelliten innerhalb eines Jahres in die Umlaufbahn geschossen wurden. Die Gefahr von Kollisionen und Konflikten im Orbit wächst. Daher ist es elementar wichtig, dass über Fachkreise hinaus ein kritischer Diskurs über menschliche Aktivitäten im Weltraum wächst und wir diese Herausforderung angehen.

Ich bin deswegen besonders stolz darauf, dass mein Vorschlag angenommen wurde, verbindliche Nachhaltigkeitskriterien für die neue EU-Satellitenkonstellation IRIS² festzuschreiben. Meine Hoffnung ist, dass dieses Modell zukünftig als Basis für internationale Standards dienen kann.

Internationale Regeln, die sicherstellen, dass alle an der Raumfahrt teilnehmen, von ihr profitieren und wir sie noch lange betreiben können, sind mein Ziel. Der erste Schritt dahin ist das EU-Weltraumgesetz –  dafür haben wir dieses Jahr den Grundstein gelegt.

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